Von GENIUS will hier niemand etwas wissen
Die neuen Gesetze könnten die Grundlage für ein Krypto-Finanzwesen schaffen und die globale Position des US-Dollars zementieren.
Bild: The White House, YouTube: Trump Signs Genius Act to Cement US Dominance in Crypto/Global Finance
Am Donnerstag, den 17. Juli 2025, verabschiedete das US-Repräsentantenhaus den Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins (GENIUS) Act. Einen Tag später, am 18. Juli, unterzeichnete Präsident Donald Trump das Gesetz, das die erste umfassende nationale Kryptogesetzgebung der USA bedeutet. Während der sogenannten „Crypto Week“ im Repräsentantenhaus wurden zudem zwei weitere Gesetzesentwürfe vorangetrieben: der CLARITY Act und der Anti-CBDC Act. Diese sollen in Kürze den Senat erreichen und anschliessend zur Unterzeichnung an den Präsidenten weitergeleitet werden.
Ein Meilenstein für digitale Assets
Der GENIUS Act markiert einen bedeutenden Schritt in der Regulierung digitaler Währungen. Die konservative US-Medienplattform Daily Wire betont, dass dieses Gesetzestrio einen „enormen Einfluss“ auf den Kryptowährungssektor haben wird. Ian Katz, ein US-Journalist mit Schwerpunkt Finanzpolitik, sagte gegenüber The Hill:
„Es ist eine grosse Sache, denn wenn es ein Gesetz gibt … verleiht das der Branche quasi ein Gütesiegel. [...] Sie haben nun den Kongress und den Präsidenten der Vereinigten Staaten, die die Legitimität dieser Branche bestätigen.”
In der Schweiz fand das Thema bisher wenig Beachtung. Das SRF berichtete im Vorfeld der „Crypto Week“ lediglich: „Trump sei Dank: Bitcoin springt auf neuen Rekordwert“. Tatsächlich profitierte Bitcoin jedoch nur marginal vom GENIUS Act. Sein Höchststand lag nach der Verabschiedung bei 120.265 USD (ca. +2,56 %, kein Allzeithoch), bevor er auf etwa 115.285 USD zurückfiel (Yahoo Finance, 25. Juli 2025).
Ein regulatorischer Rahmen für Stablecoins
Der GENIUS Act schafft einen nationalen Rahmen für Stablecoins – digitale Währungen, die an stabile Vermögenswerte wie den US-Dollar oder Gold gekoppelt sind, um Preisschwankungen zu minimieren. Diese Kopplung wird durch die sichere Hinterlegung des Gegenwerts (z. B. US-Dollar) durch den Anbieter gewährleistet. Das Gesetz verpflichtet in den USA operierende Anbieter, ihre Tokens 1:1 mit liquiden Vermögenswerten zu unterlegen und monatlich Reserven offenzulegen.
Das Gesetz verbindet traditionelles Finanzwesen (TradFi) mit dezentraler Finanz (DeFi), indem es den sicheren Austausch und die Speicherung von Vermögenswerten erleichtert. Bisherige Unsicherheiten, wie intransparente Hinterlegungen oder der Missbrauch von Anonymität für kriminelle Zwecke, sollen dadurch beseitigt werden.
Der US-Podcast All-In, gegründet von den vier super-erfolgreichen Tech-Investoren Chamath Palihapitiya, Jason Calacanis, David Sacks und David Friedberg, widmet sich in seiner Episode vom 18. Juli 2025 („Trump vs Powell, Solving the Debt Crisis, The $10T AGI Prize, GENIUS Act Becomes Law“) ab Minute 52:42 den potenziellen Auswirkungen und betont, dass die Gesetze die US-Schuldenkrise mildern und Kryptowährungen mit Künstlicher Allgemeiner Intelligenz (AGI) verknüpfen könnten.
Die Begleitgesetze: CLARITY Act und Anti-CBDC Act
Neben dem GENIUS Act verabschiedete das Repräsentantenhaus den CLARITY Act, der klare Definitionen für digitale Vermögenswerte schafft und die Aufsicht teilweise von der Securities and Exchange Commission (SEC) zur Commodity Futures Trading Commission (CFTC) verlagert, die als kryptofreundlicher gilt. Dies schützt Entwickler vor willkürlichen Einstufungen als Wertpapiere und anerkennt Smart Contracts als rechtlich bindend. Der Anti-CBDC Surveillance State Act blockiert die Einführung einer zentralen digitalen Währung (CBDC – Central Bank Digital Currency) durch die Federal Reserve, um Bedenken hinsichtlich Überwachung und Verlust der Privatsphäre zu adressieren.
Mögliche Implikationen: Ein Schub für den US-Dollar
David Sacks, Trumps Beauftragter für Künstliche Intelligenz und Kryptowährungen und Mitgründer des All-In Podcasts, war massgeblich an der Ausarbeitung der Gesetze beteiligt. Im Podcast vom 18. Juli 2025 erklärte er:
„Was könnte daran schlecht sein, digitale Dollar zuzulassen, die die Dominanz des Dollars online ausweiten und seinen Status als Weltreservewährung stärken? [...] Jedes Mal, wenn ein Dollar-Token irgendwo auf der Welt in einem Krypto-Wallet gehandelt wird, muss ein physischer Dollar auf einem US-Bankkonto in eine US-Staatsanleihe investiert sein. Das schafft Nachfrage nach unserer Staatsverschuldung.“
Sacks zufolge könnte der GENIUS Act eine Nachfrage nach US-Staatsanleihen in Höhe von Billionen Dollar erzeugen, was die Dominanz des US-Dollars als Weltreservewährung festigen würde. Das könnte die breite parteiübergreifende Zustimmung im Repräsentantenhaus erklären.
Der internationale Vergleich: Schweiz und EU
Die Schweiz hat bereits 2021 mit dem DLT-Gesetz (Distributed Ledger Technology Act) eine Regulierung eingeführt, die Kryptotokens in bestehende Gesetze integriert und von der FINMA überwacht. Spezifische Regelungen für Stablecoins fehlen jedoch. Die EU hat mit der Markets in Crypto-Assets (MiCA)-Regulierung, die seit Juni 2023 in Kraft ist, ab Juni 2024 ebenfalls Bestimmungen für Stablecoins umgesetzt.
Während Europa in der Kryptoregulierung bisher die Nase vorn hatte, signalisiert die US-Gesetzgebung einen Wandel im Mindset. Die aktuelle US-Administration fördert Innovationen, etwa durch die strategische Bitcoin-Reserve auf Bundesebene, und sieht Regulierung als Mittel zur Stärkung von Glaubwürdigkeit und Stabilität. Im Gegensatz dazu priorisieren europäische Regelungen primär Sicherheit und Kontrolle.
Ausblick
Ob die ambitionierten US-Pläne, Kryptowährungen flächendeckend zu fördern, erfolgreich sein werden, bleibt abzuwarten. Die neuen Gesetze könnten jedoch die Grundlage für eine stärkere Verzahnung von Krypto und traditionellem Finanzwesen schaffen und die globale Position des US-Dollars festigen. Auf CHEX halten wir Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden. Was denken Sie darüber? Hinterlassen Sie einen Kommentar!
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