Trump will das KI-Rennen gewinnen: Ohne Woke-Ideologie
Der Amerikanische Präsident: Ob es uns gefällt oder nicht, wir sind plötzlich in einen rasanten Wettbewerb verwickelt, der die Zukunft der Zivilisation selbst bestimmen wird.
Bild: Trump am “All-In Summit”: Winning the AI Race Part 5
Der diesjährige Summit des All-in Podcast hiess “Winning the AI Race”. Die vier Tech-Investoren und Hosts des bekannten Podcasts – Chamath Palihapitiya, Jason Calacanis, David Sacks und David Friedberg – in Kooperation mit dem Hill & Valley Forum in Washington D.C. organisierten ein Treffen, das die bedeutensten Tech-Unternehmer, Politiker und Investoren zusammenbrachte. Der Event, welcher am 23. Juli stattfand, gipfelte mit Trumps erster grossen Ansprache zu KI seit Beginn seiner zweiten Amtszeit und umfasste die Unterzeichnung von drei “Executive Orders” sowie die Vorstellung eines 90-Punkte-Plans zur Förderung der KI-Entwicklung.
Der Fokus lag auf Themen wie Deregulierung, Innovationsförderung und politischer Neutralität in KI-Modellen. Trump betonte in seiner Rede vorallem die Notwendigkeit, Amerika als Vorreiter im KI-Rennen zu positionieren:
“Amerika ist das Land, das das KI-Rennen gestartet hat. Und als Präsident der Vereinigten Staaten bin ich heute hier, um zu deklarieren, dass Amerika das KI-Rennen gewinnen wird.”
Ein feuriger Apell
“Während wir uns heute Nachmittag versammeln, befinden wir uns immer noch in den frühsten Tagen einer der wichtigsten technologischen Revolutionen in der Geschichte der Welt.”
So beginnt Trump seine Rede nach den Danksagungen. Er spricht aus, was längst offensichtlich ist aber oftmals nicht deutlich ausgesprochen wird:
“Ob es uns gefällt oder nicht, wir sind plötzlich in einen rasanten Wettbewerb verwickelt, … der so viel über die Zukunft der Zivilisation selbst bestimmen wird.”
Er geht ebenfalls darauf ein, weshalb er denkt, dass dieser Fakt nicht klar ausgesprochen wird. Wie auch am Rest der Konferenz immer wieder verschiedene Sprecher betonen, haben viele Angst vor der Zukunft und diesem rapiden Umbruch:
“Wie bei jedem solchen Durchbruch birgt diese Technologie das Potenzial für Schlechtes ebenso wie für Gutes, für Gefahren ebenso wie für Fortschritt.”
Mit dieser Aussage zeigt sich der Präsident also sowohl verständlich für das Zögern und schildert aber gleichzeitig den Grund, weshalb er diese Rede und die verbundenen, neuen Gesetze als so wichtig erachtet.
Besser zuerst Amerika
Er fährt fort und geht auf die angesprochenen Gefahren und Ängste der KI ein:
“Im Gegenteil, es ist umso mehr ein Grund, warum wir sicherstellen müssen, dass sie zuerst und am besten entwickelt wird. Wir müssen die Besten sein, die ersten Pioniere.”
Das wirkt zuerst wie das typische Gemisch von amerikanischer und “trumpianischer” Arroganz. Aber er schildert auch seinen Grund dafür:
“Weil wir nicht zulassen werden, dass eine ausländische Nation uns besiegt, werden unsere Kinder nicht auf einem Planeten leben, der von den Algorithmen kontrolliert wird und auf welchem unsere Gegner Werte und Interessen verbreiten, die im Gegesatz zu unseren eigenen stehen.”
Trump sieht das KI-Rennen ähnlich wie den Kalten Krieg. Auch dort waren zwei Interpretationen möglich:
1) Die USA und die Sowjetunion vertreten zwei unterschiedliche Perspektiven, welche beide nur relativ zu bewerten sind. Es gibt kein richtig oder falsch – es ist Ansichtssache.
2) Aufgrund der Konsequenzen, welche die beiden Systeme (westlicher Kapitalismus, Demokratie und sowjetischer Kommunismus, Diktatur) für die Bevölkerungen der jeweiligen Länder und deren Wohlergehen haben, lässt sich schliessen, dass Amerika auf der guten Seite steht. Keines der beiden Systeme ist perfekt, aber hunderte von Millionen von Toten durch die Sowjets machen es zu einem schlechten System.
Trump hätte damals Perspektive 2 gewählt und überträgt diese nun auf das Wettrennen mit China um KI-Dominanz:
“Der Gewinn dieses Wettbewerbs wird ein Test für unsere Fähigkeiten sein, ungleich allem seit den Anfängen des Weltraumzeitalters.”
“Wir werden nie vergessen, dass die größte Bedrohung von allen darin besteht, das Rennen aufzugeben und unsere Partner zu konkurrierenden Technologien zu zwingen. Das werden wir nicht tun.... das könnte das Ende sein.”
Die Analyse von Trump’s Strategie steht und fällt also damit, wie man China und andere Konkurrenten beurteilt. Der Präsident betont aber auch:
“Wir wollen keine gegensätzlichen Interessen haben. Wir wollen miteinander auskommen.”
Er erinnert nicht nur in dieser Rede, sonder auch oftmals durch die öffentliche Kritik, an einen Ronald Reagan, der seine Bevölkerung zum “Kampf” gegen den Kommunismus motivierte. Gleichzeitig, genau wie Reagan damals, will er Chinas Bevölerung nicht besiegt sehen, sondern im Einklang mit amerikanischen Interessen und der amerikanischen Weltanschauung. Diese fasst er so zusammen:
“All dieser [amerikanische] Wohlstand und Fortschritt [stammt] aus der Kultur der Freiheit und harten Arbeit, des Verdienstes, des Ehrgeizes und der Risikobereitschaft, die von einer Generation von Amerikanern zur nächsten weitergegeben wurde.”
Keine woke KI
Was auch zu Trumps Anti-Kommunismus passt ist seine Haltung gegenüber woker und marxistischer KI:
“Ein für alle Mal: Wir werden Woke loswerden. … Amerikaner wollen keinen woken, marxistischen Wahnsinn in den KI-Modellen, und andere Länder auch nicht. … Ich werde einen Executive Order unterzeichnen, der es der Bundesregierung verbietet, KI-Technologie zu beschaffen, die von parteiischen Vorurteilen oder ideologischen Agenden wie “Critical Race Theory” durchdrungen ist, welche lächerlich ist. Und von nun an wird sich die US-Regierung nur noch mit KI befassen, die Wahrheit, Fairness und strikte Unparteilichkeit anstrebt.”
Auch hier steht und fällt eine Beurteilung mit der persönlichen Haltung gegenüber Kommunismus und Marxismus. Genau wie im Kalten Krieg ist aber spannend zu beobachten, dass der Ideologie von China (damals Russland) eine Meta-Ideologie gegenüber steht. Die amerikanische Perspektive, auch diejenige von Trump, möchte keine Ideologie in KI, möchte keine Politik darin, sondern “Wahrheit und Unparteilichkeit”. Das als Ideologie zu bezeichnen spannt den Definitionsrahmen.
Die Praktika
“Aber was wir wirklich brauchen, um erfolgreich zu sein, ist eine sehr einfache Parole namens “gesunder Menschenverstand” und das beginnt mit einer vernünftigen Anwendung von Regulierungen betreffend künstliches und geistiges Eigentum.”
Trump möchte damit verhindern, dass ein Betreiber einer KI bei jeder Online-Rchereche die entsprechenden verwendeten Quellen als geistiges Eigentum zu behandeln hätte.
Ebenfalls möchte er eine einzige Bundesregulierung statt es jedem Staat selbst zu überlassen. Das weil:
“Es kann dich aus dem Geschäft bringen, weil du zu diesem kleinsten gemeinsamen Nenner gehen musst. … Und wir müssen auch Europa, Asien und alle fremden Länder beobachten, damit sie keine Regeln und Vorschriften erlassen [die zu restriktiv sind]”
Wenn ein KI Betreiber sein Produkt in ganz Amerkia und der ganzen Welt zugänglich machen möchte, müsste er die Regulierungen des restriktivesten Staates befolgen. Damit würde beispielsweise ein eniziger Staat in Amerika die ganze Macht über die inländische KI-Innovation haben.
Trumps Rede liest sich beinahe wie ein libertäres Manifest, obwohl er gleich im Nachgang drei neue Gesetze unterzeichnete. Einer der Kernpunkte ist, dass er Regulierungen abbauen möchte und die Technologie dem privaten Sektor und seiner Innovationskraft überlassen möchte:
“Die einzigartige Stärke der amerikanischen Tech-Industrie kam immer von ihren Startups und “small-tech”. … Wenn du sie zu stark regulierst, tötest du die Quelle des amerikanischen Genius und technologischer Stärke. … Beinahe alle grossen Kapital Investierungen können und sollten vom privaten Sektor gemacht werden – und sie wollen das tun.”
“Deswegen habe ich bereits bei meiner Amtsantretung einen historischen Executive Order veranlasst, welcher bestimmt, dass für jede neue Regulierung zehn alte sofort eliminiert werden müssen.”
Ausserdem soll die zweite Säule des KI-Plans die amerikanische Industrie sein, welche wieder stärker aufgebaut werden soll:
“Mit Ihrer Hilfe wird das goldene Zeitalter von amerikanischen Arbeitern aufgebaut.”
Flammender Patriotismus
“Die Amerikaner waren die ersten, die ein Flugzeug flogen, die ersten, die das Atom nutzten, und die ersten, die unsere Flagge auf dem Mond hissten. Wir haben das industrielle Zeitalter gemeistert, wir haben das digitale Zeitalter geschaffen, und jetzt führen wir die Welt in das goldene Zeitalter. … Und es wird Amerika reicher, stärker, grösser, freier und mächtiger als je zuvor machen.”
Es sind die Schlussworte eines flammenden Patrioten, was man einem Landespräsidenten schlecht vorwerfen kann. Trump und Amerika sieht sich – nach einiger Zeit wieder – als die beste und einzige Hoffnung der westlichen Welt und als Schutzpatron vor Kommunismus und Totalitarismus.
Bei uns ist solcher Patriotismus verpönt. Ausserdem haben wir noch nicht einmal eine Startnummer für das KI-Rennen. Auf alle Fälle müssen wir uns zwei Dingen bewusst sein:
1) Ein KI-Rennen um Dominanz ist im Gange.
2) Zur Zeit liegt Amerika vorne und China ist (gefährlich?) nahe. Gefällt uns das nicht, müssten wir vielleicht die Dinge selbst in die Hand nehmen.
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