Rette sich, wer Bitcoin hat: Michael Saylors Bitcoin Strategy

Michael Saylor hat digitales Gold entdeckt – und sein Unternehmen, MicroStrategy, für den Bitcoin-Goldrausch umfunktioniert.

CHEX Redaktion 29. Juli 2025

Bild: Peterson und Saylor im Gespräch, Jordan B. Peterson Podcast, Episode S4 E25: “Bitcoin: The Future of Money?”

Wenn Gott nicht die ‘göttliche Bank’ einrichtet, die all unsere Geldprobleme löst: Was ist die zweitbeste Idee? … Lasst uns dieses Bitcoin-Netzwerk aufbauen!
Michael Saylor
Executive Chairman, Strategy

Der Satz von Michael Saylor passt perfekt zur Szene: In einem Studio, das mit seiner Retro-Ästhetik und Sowjet-Kunst an die 80er Jahre erinnert, treffen zwei intellektuelle Schwergewichte aufeinander. Jordan Peterson und Michael Saylor wirken wie ihre Kindheitsidole: Science-Fiction-Autoren, irgendwo in einer Fantasiewelt mit einem visionären Blick, der weit über den normalen Horizont reicht.

Zwei Grossdenker im Dialog

Jordan Peterson, kanadischer Psychologe, Bestsellerautor und öffentlicher Intellektueller, hat sich in den letzten Jahren als eine der einflussreichsten Stimmen in Debatten über Psychologie, Kultur und Politik etabliert. Sein Podcast, der seit 2016 läuft hat Millionen von Zuschauern, umfasst über 500 Episoden und deckt ein breites Spektrum ab – von philosophischen Grundsatzfragen bis hin zu aktuellen gesellschaftlichen oder wissenschaftlichen Themen.

In der Episode vom 9. Juni 2021, “Was ein Milliardär über das Überleben eines Dollar-Kollapses weiss”, lädt er Michael Saylor ein, um über dessen visionären Einsatz für Bitcoin zu sprechen.

Michael Saylor, geboren 1965 in Ohio, ist ein Tech-Unternehmer und Milliardär, bekannt als Mitgründer und Executive Chairman von MicroStrategy (seit 2022, zuvor CEO). Nach seinem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gründete er 1989 MicroStrategy, ein Unternehmen, das Business-Intelligence-Software entwickelt. Diese Programme helfen Unternehmen, grosse Datenmengen zu analysieren, Risiken zu bewerten und Strategien zu optimieren.

1998 ging MicroStrategy an die Börse, überstand die Dotcom-Blase und wuchs trotz einiger Kontroversen zu einem stabilen Akteur in der Tech-Branche. Heute hält das Unternehmen etwa 3 % aller existierenden Bitcoins, ein Schritt, der Saylor zum Vorreiter einer neuen Finanzphilosophie machte.

Ein Visionär mit Gespür für Wellen

Saylor ist ein Mann, der technologische Umbrüche früh erkennt. In den 1990er Jahren surfte er auf der Internet-Welle, nicht nur mit MicroStrategy, sondern auch durch private Investments in Domains wie angel.com, alarm.com und voice.com, letztere verkaufte er 2019 für 30 Millionen US-Dollar.

In den 2000er Jahren behandelte er in seinem Buch “The Mobile Wave” (2012) den Übergang vom PC zum Smartphone und dessen Auswirkungen auf die Tech-Welt.

Obwohl das Buch wenig Aufmerksamkeit erhielt, investierte Saylor privat in Unternehmen wie Google, Amazon, Apple und später Nvidia – die sogenannten “Magnificent Seven”.

Seine Investments machten ihn privat zu einem der erfolgreichsten Tech-Investoren seiner Zeit. Das führte ihn zu einer Erkenntnis: Es war kein Nutzen, das Buch über die neue Technologie zu schreiben. Man musste selbst die Dinge in die Hand nehmen.

Unter Druck entstehen Diamanten

Im März 2020 stand Saylor kurz vor dem Aufgeben. MicroStrategy, ein stabiles Unternehmen mit etwa 2000 Mitarbeitern, zeigte kaum mehr Wachstumspotenzial. Die COVID-Pandemie verschärfte die Lage: Lockdowns, eine wirtschaftliche Krise und eine beispiellose Geldpolitik setzten Unternehmen weltweit unter Druck. Zentralbanken senkten die Leitzinsen teilweise auf null Prozent und druckten massiv Geld, um die Wirtschaft zu “retten”. Für MicroStrategy bedeutete dies, dass die 500 Millionen US-Dollar an Barreserven durch Inflation an Wert verloren, ohne Zinsen zu generieren.

Während die Börsen durch die Geldflut boomten, kämpften viele Unternehmen und Arbeitnehmer mit existenziellen Krisen. Saylor war wütend: Er erkannte, dass MicroStrategy nicht überleben würde, wenn die Inflation die Reserven auffrisst.

Ich sehe zu, wie die Welt brennt, während all die Wall-Street-Typen reich werden. ... Und ich habe 82 Vögel in meinem Garten, die nach Würmern suchen, weil alle Restaurants in Miami Beach geschlossen sind. ... Ich sehe zu, wie wir die Welt zurück in die Steinzeit versetzen– eine Devolution. Und ich starre über meinen Pool, schaue zu Eric und sage: ‘Eric, erzähl mir nochmal von diesem Bitcoin-Ding.’
Michael Saylor
Executive Chairman, Strategy

Im August 2020 kaufte Saylors MicroStrategy 21.454 Bitcoin im Wert von 250 Millionen US-Dollar. Heute sind es 628.791 Bitcoin im Wert von mehr als 74 Milliarden US-Dollar. Die Börsenkapitalisation wuchs von etwa 1,5 auf 112 Milliarden USD.

Das digitale, göttliche Gold

Wie Saylors persönlicher Werdegang sind auch seine Argumente für Bitcoin: Nicht primär für Bitcoin, sondern gegen das jetzige Fiat-Geld – Papiergeld der Nationalbank ohne Goldhinterlegung –, das “korrupt” ist. Die Nationalbanken können nach Lust und Laune, oder nach politischen Vorlieben, Geld drucken. Das enteignet den Sparer.

Peterson wirft ebenfalls ein, dass die Enteignung der Sparer noch tiefgehendere, gesellschaftliche Konsequenzen hat. Es bringt einen gewissen Hedonismus mit sich, weil Sparen und Belohnungsaufschub disinzentiviert werden.

Saylor bezeichnet sich selbst als einen Bitcoin-Evangelisten. Für ihn ist die ursprüngliche Kryptowährung digitales Gold – die perfekte Währung:

“Wenn Gott herabkäme und Gold verbessern wollte ... wie kann man es besser machen? Es wäre wirklich toll, wenn es gewichtslos wäre. Ich werde einen Zauber wirken und dir erlauben, das Gold überall auf der Erde zu teleportieren. Wenn Gott sagte: Ich werde ein System mit 21 Millionen Goldmünzen einführen, aber wir werden sie Gott-Münzen nennen, und ich werde sie in einer Bank im Himmel aufbewahren, und ich werde dir erlauben, beliebige Beträge zu übertragen. Ich werde dir erlauben, sie in 100 Millionen Teile zu unterteilen und wir werden sie Satoshis nennen. Und ich werde dir erlauben, sie Peer-to-Peer zu übertragen und jeden jederzeit sofort mit Lichtgeschwindigkeit zu bezahlen, und ich werde die Übersicht darüber führen, wem was gehört. Auf eine unbestechliche Weise. Ich werde dich nie betrügen, und ich werde es für immer kostenlos tun.”

Strategy, wie das Unternehmen neu heisst, ist heute ein Bitcoin-Finanzinstrument. Saylor bietet Aktien an und nimmt Kredite auf, mit welchen er Bitcoin kauft. Steigt der Preis von Bitcoin, kann er noch mehr Schulden aufnehmen und noch mehr Kapital mit Aktien generieren, um das wiederum in Bitcoin zu stecken. Er beschreibt die Strategy-Aktie als “amplified Bitcoin”.

Saylor sagt: Chex!

Ob Saylor mit seinem Einsatz für Bitcoin richtig liegen wird, bleibt offen. Was klar ist: Die Finanzwelt ändert sich. Schon heute wird ein Grossteil der Geldmenge digital gehandelt. Staatsschulden wachsen fast unkontrollierbar, ausser in der Schweiz, und die Inflation enteignet Tausende. Bitcoin ist ein Versuch, diese Probleme zu lösen.

Der Podcast endet mit einer Message von beiden: Du wirst im Leben 100.000 Stunden arbeiten, dann kannst du auch 100 Stunden aufwenden, um zu verstehen, wie du das Produkt deiner Arbeit richtig anlegen und konservieren kannst. Saylor verweist dafür auf seine Website hope.com, die er zur Bitcoin-Lernplatform umfunktioniert hat. Er endet kurz und knapp:

“Es ist digitale Energie. Es wird dein Leben verändern.”

Was denken Sie über Michael Saylor und seine Bitcoin Strateg(y)ie? Schreiben Sie es in die Kommentare!


Quellen – CHEX selbst!

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